Der folgene Bericht ist ein Auszug aus der Abhandlung von Hering über die Geschichte des Oberlausitzer Weinbaus. Dieser Text erschien 1805 in der "Neuen Lausitzischen Monatsschrift". Sprachweise und Wortwahl wurde bei dieser Abschrift bewusst erhalten und ist somit zugleich ein Zeugnis vergangener Kommunikationsweisen und dokumentiert die kleinen, aber feinen Unterschiede zur heutigen Sprache. Im linken Bild sind auf einer Karte alle im Text genannten Orte eingezeichnet. Zusätzlich sind noch weitere Orte aus weiteren vorliegenden Texten markiert. Sollten hier noch Orte fehlen oder Sie haben weitere Informationen oder Gegenstände zum Thema "Oberlausitzer Wein", können Sie mich über das Kontaktformular darüber informieren. Die fehlenden Orte oder Hinweise werden dann zeitnah in die Dokumentation eingefügt.
Und nun viel Spaß beim lesen!
Vom Weinbau in der Oberlausitz? Was kann – dürfte mancher Leser beim Anblick der Übersicht denken und fragen, - was kann davon viel gesagt und erzählt werden, da diese Provinz nichts weniger als ein Weinland ist. Wahr ist es, sie kann dafür nicht angesehen werden, ist auch nie dafür gehalten worden. Manlius* nimmt, wenn er die Oberlausitz als ein fruchtbares, an allen Arten natürlicher Erzeugnisse reiches Land rühmt – welcher Ruhm doch wohl noch einiger Einschränkung mehr unterworfen sein möchte – den Wein davon aus.
Daß in unsrer Provinz wirklich mehrere Versuche mit dem Weinbau gemacht worden, läßt sich aus der beträchtlichen Anzahl von Bergen schließen, welche noch jetzt den Namen Weinberg haben. Von einigen dieser Berge ist es keinen Zweifel unterworfen, daß ehemals Wein auf ihnen gepflanzt auch erzeugt worden, denn theils sind selbige in verschiednen geographischen Charten als Weinberge bezeichnet, theils noch jetzt Spuren des ehemaligen Weinbaues auf ihnen oder Nachrichten davon vorhanden. bei mehrern hingegen ist es freilich nur aus dem Namen zu folgern, daß ehemals Weinstöke darauf gestanden haben.
Erstere sind:
1. ein an der Westseite des Dorfs Gleina (Malschwitz) in einer Ebne von einer halben Meile freistehender Berg. Er ist unten 500 Schritte lang und 150 Schritte breit, und besteht aus rothen und gelben Kießsand mit Lehm vermischt. In der obern Kruste, besonders auf der Südseite, findet man Adlersteine. Nach dem Zeugniß der ältesten Einwohner des Dorfs ist die südliche und westliche Seite dieses Bergs zu Anfang des 19. Jahrhunderts noch mit Weinstöken bepflanzt gewesen, auch bestätigen solches die noch sichtbaren Gruben, und er ist auch in der im Jahr 1746 gestochnen Homannischen Charte des Budissinischen Kreises als Weinberg angegeben. An dem östlichen Theil desselben ist eine Windmühle nebst einem Wohnhaus für den Müller erbaut. Erstere wurde von dem Orkan am 5.mai 1794 zu Boden gestürzt
2. ein Berg südwärts bei dem Dorf Doberschütz. Noch ist der Grund der Mauer, womit dieser Weinberg umgeben gewesen, vorhanden. Er betrug solche auf der Westseite 154, auf der Südseite 62, auf der Ostseite 200 und auf der Nordseite 100 Schritte. Die Bepflanzung dieses Bergs mit Wein wird einem am 17. Mai 1662 zu Malschwitz verstorbnen Heinrich von Metzradt zugeschrieben, welcher überhaupt ein großer Ökonom gewesen, und durch seine Ökonomie so viel erworben haben soll, daß er nach und nach die Güter Oppeln, Pließkowitz, Doberschütz und Ober-Malschwitz erkaufen können. Man findet übrigens keine Nachricht, zu welcher Zeit der Weinbau auf diesem Berg aufgehört habe.
3. ein über dem Dorf Quoos liegender Berg, welcher sich von Osten nach Westen dehnt und einen halben Zirkel bildet. Seine obere Länge ist 500, die Breite aber nur 15 Schritt. An der Mittagsseite, worauf jetzt ein junger Kiefer-Busch steht, sind noch die Gruben von den Weinstöken sichtbar. Die Miternachtsseite ist jetzt mit Birken bepflanzt.
4. ein bei dem Dorfe Radibor südlich an der Straße nach Budissin liegender Berg.
5. ein bei Ruhland nach der Heide zu befindlicher Berg, welcher noch vor 50 Jahren als Weinberg benuzt wurde, und auf dem man noch mehrere wilde Weinstöke antrift.
6. ein Berg zwischen Hohenbocke und Grünewald, auf dem ebenfalls vor 50 Jahren Wein gebaut wurde, welcher aber wegen des kalten Klima selten zur Reife gedieh. Der dabei liegende Teich heißt noch der Weinbergteich.
7. das linke hohe Ufer der Neisse bei Görlitz, vom dasigen Stadtgraben an bis zur Konsulsmühle an der Zittauer Straße, welches die schon seit 1410 übliche Benennung: die Weinberge bei Görlitz, noch jetzt führet, so wie die Lache, welche die Neisse unter dieser Berglehne gegen Leschwitz zu bildet, die Weinlache genannt wird. Im 14ten und 15ten Jahrhundert hieß auch die Gegend am rechten Neißufer bei Görlitz: die Weingärte, jetzt die äusre Rabengasse.
8. eine Anhöhe bei Pulsnitz, der Siegeberg genannt, war im Jahr 1532 ein Weinberg, und man findet noch hier und da Sträucher von dem Zaune, womit er einegfaßt, auch Spuren des Ortes, wo der Keller gewesen ist, Jetzt ist es Akerland .
9. ein Berg bei Kamenz, nördlich. Er besteht aus Trapp, und ist jetzt zu einem Obstgarten umgeschaffen.
10. ein Berg bei Mittel-Kunewalde, welcher erst in neuern Zeiten, und zwar i.J. 1750 von Karl Gottlob von Ziegler und Klipphausen auf Ober – und – Mittel – Kunewalde, angelegt wurde, Er ließ den Berg mit böhmischen Belege bepflanzen, und einen schönen Bergkeller, auch auf dem Berge einen großen und zwei kleine Pavillous erbauen, welche noch jetzt unterhalten werden. Der Ertrag ist in guten Jahren 5 bis 6 Eimer gewesen. Weil aber der Wein selten ganz reif wurde, und oft durch die Fröste im Frühjahr und Herbst Schaden litt, so ist dessen Bau seit dem Jahr 1774 ganz eingestellt worden, und der Berg jetzt mit Birkenholze bewachsen.
11. ein Abschnitt von dem Berge, auf dem die neuere Stadt Budissin stehet, gegen Mitternacht zu. Daß dieser Platz ehemals ein Weinberg gewesen, erhellet aus der Bestätigungs-Urkunde des Meißnischen Bischofs Thimann von Unau, Bürger zu Budissin, den ihm zugehörigen Weinberg, mit Einwilligung des Raths, welcher solchen zugleich von allen Abgaben frei und aus dem Stadtrechte gab, dem Kapitul St. Petri daselbst zu einem Begräbnisplatz geschenkt hat. Es ist solcher auch noch jetzt der Begräbnisplatz der Katholiken, und hat von der nachher darauf erbauten, aber in der Folgezeit wieder eingeäscherten, und noch in Ruinen liegenden Nikolaikirche den Namen Nikolai-Kirchhof erhalten.
12. ein Theil der südlichen Seite des Berges, welcher sich unter der Stadt Budissin, jenseits der Spree, gegen Abend erhebt, und in den ältesten und neuern Geschoß-Registern als Weinberg aufgeführt ist, so wie die in dessen Nähe an dem Abhang des Berges stehenden Häuser unter der Rubrik: „am Weinberge“ eingetragen sind.
Asserdem führen noch folgende Berge den namen „Weinberg“:
13. eine kleine Anhöhe bei Gröditz, südwestlich.
14. ein Berg zwischen Mittel-Horka und Bihan, welcher aus thonigem Porphir besteht.
15. ein Berg bei Schwarz - Colm.
16. ein Berg westlich bei Ober - Ölsa.
17. ein Strich Landes östlich bei Pießkowitz.
18. eine kleine Anhöhe bei Königswarthe, an der Straße von Budissin.
19. ein kleiner abgestumpfter Basaltberg bei Thilitz.
20. ein Berg bei Trauschwitz, oberhalb Muska, an der Westseite der Neisse. Er gehört zur Herrschaft Muska, ist die südwestliche Fortssetzung der dasigen Alaunberge, und besteht aus Schichten von Sand, Thon, Alaunerde und bituminösen Holze. Es ist darauf ein englischer Park angelegt, und ein japanisches Schlößchen erbauet.
21. ein Theil der Bergkette auf der Ostseite der Neisse bei Muska, wohin er gehört. Er ist jetzt theils mit Akerland bedekt, theils mit Holz bewachsen, mit einem schönen Sommerhause, das Zapfenhäuschen, auch „Bellevue“ genannt, versehen, und heisset auch der Oberberg, der hohe Berg, am gewöhnlichsten aber der Herrenberg.
22. eine Anhöhe bei dem Dorfe Luga, jetzt mit Birken bewachsen.
23. eine Anhöhe bei Niesky, jetzt mit Akerland bedekt und einigen Obstbäumen besezt.
24. ein Theil des Berges bei Lissa, zunächst am Herrenhofe.