Weinanbaugebiet Guben / Neuzelle, Teil II


Grabstein von Ernst Richter, einer der letzten Winzer aus Guben.
- Grabstein Winzer Ernst Richter, Guben -

Auf der Moränenplatte der Lieberoser Hochfläche westlich der Neiße zogen sich die Weinberge an den Neißetalabhängen und in einem breiten Streifen parallel zum Neiße- und Odertal hin88. Die ehemaligen Weinberge von Heinersbrück am Südrand der Hochflädle sind lediglich durch den Flurnamen „Hinter den Weinbergen“ belegt. Recht ausgedehnt war der Weinbau in den Dörfern des Ordensamtes Schenkendorf um die Mitte des 17. Jahrhunderts. Nach dem kurz vor 1660 entstandenen Schenkendorfer Amtsbuch gab es damals in Grießen 19, in Taubendorf I8, in Großgastrose 15, in Kerkwitz 16, in Schlagsdorf 14 und in dem zum Ordensamt gehörenden Teil von Atterwasch 7 bäuerliche Weinberge. Außerdem lag in Schlagsdorf ein großer Weinberg des Ordensamtes, der im .Jahre 1654 einen Ertrag von 22 Vierteln weißen und 19 Vierteln roten Wein geliefert hatte86. In Kerkwitz bestand der Weinbau bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1856 betrug die Weinbaufläche 31 Morgen 48 QR, der jährliche Ertrag belief sich auf 40 Eimer24, 1864 werden noch 4,9 Morgen Weinbaufläche verzeichnet12. Das Schlagsdorfer Rebengelände war 1868 noch 30 Morgen groß und lieferte einen Ertrag von 10 Eimern66. Atterwasch erzielte um 1790 einen jährlichen Weingewinn von 10 Vierteln55, noch 1864 besaß es eine Weinbaufläche von 0,2 Morgen. Auch in Grabko hatte 1864 der Weinbau noch nicht aufgehört, die Statistik verzeichnet für dieses Jahr 2,1 Morgen Rebenfläche12. Bärenklau hatte 1723 zwei Weinberge, von denen der eine auf dem heutigen „Winzerberg“ südöstlich des Dorfes, der andere bei der Untermühle lag36. Recht ausgedehnt war der Weinbau auf den Abhängen der Kaltenborner Berge, einem bis 117 m aufragenden Staumoränenzug am Westrand des Neißetales. Schon 1449 werden Weinberge bei „Caltborn“ erwähnt. 1562 gab es hier 38, 1573: 43 und 1670: 49 Weinberge, die nicht nur den Bewohnern von Kaltenborn, sondern auch Besitzern aus Guben, Cottbus, Schlagsdorf, Gubinchen, Pohsen und Atterwasch gehörten89. Um 1790 belief sich der Weinertrag zu Kaltenborn auf jährlich 40-50 Viertel55. Seit 1852 ging der Weinbau dann zunehmend zurück. 1864 bestanden nur noch 4,7, 1868 2 Morgen Weinbaufläche, welche einen Ertrag von 4 Eimern lieferten66. ln Deulowitz wird der Weinbau erstmalig 1700 erwähnt. Zwischen 178O und 1790 wurden hier sogar ganz neue Weinberge angelegt. Das 1845 aufgenommene Messtischblatt verzeichnet bei Deulowitz zwei kleine Weinberge. 1864 betrug die Weinbaufläche 1,2 Morgen12. Die an den Neißetalhängen westlich von Guben, der sogenannten „Berglehne“, gelegenen Reichenbacher Weinberge werden zuerst 1554 genannt. 1562 besaß das Gubener Nonnenkloster hier 11 Morgen Weinberge90. 1673 hatten 15 Besitzer aus Reichenbach je einen Weinberg91. 1852 werden für Reichenbach 26 Morgen 143 QR Weinbauflächen aufgeführt24, 1864 jedoch nur noch 5,6 Morgen12.

 

Die ehemaligen Weinberge bei Wilschwitz, Krayne, Lübbinchen, Groß-Drewitz, Lauschütz und Bomsdorf sind nur durch Flurnamen belegt. In Grano, wo bereits 1723 ein Winzer genannt wird, bestand noch 1864 eine Rebenfläche von 1 Morgen12. In Sembten war der herrschaftliche Weinberg 1852 bereits eingegangen24. ln Groß Breesen wird der Weinbau erstmalig 1719 erwähnt. Außer den Rittergütern der verschiedenen Dorfanteile besaßen auch Bauern Weinberge. Noch 1864 wird hier eine Weinbaufläche von 14,1 Morgen registriert12. In Bresinchen reichen die Nachrichten über den Weinbau bis in das 16. Jahrhundert zurück. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts gab es hier zwei dem Kloster Neuzelle gehörende Weinberge von zusammen 6 Morgen 242 QR sowie drei kleine bäuerliche Weinberge92. Noch 1864 wird die Weinbaufläche für Bresinchen auf 8,2 Morgen beziffert12. In Steinsdorf, wo im 17. Jahrhundert mehrfach Weinberg, Winzer und Weinbergsarbeiten erwähnt werden, war der Weinbau schon bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts erloschen93. Auch in Ratzdorf scheint um 1750 kein Weinbau mehr bestanden zu haben, die südlich des Dorfes gelegenen „Weinberge“ waren damals offensichtlich schon Ackerland. In Wellmitz wird Weinbau schon im 16. Jahrhundert erwähnt, weitere Belege liegen für das 17. und 18. Jahrhundert vor. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts besaßen 28 Bauern und 9 Gärtner Weinberge, einige sogar mehrere (bis zu vier); acht Weinberge werden jedoch als „wüst“ oder „ziemlich wüst“ bezeichnet. 1844 verzeichnet das Ur-Messtischblatt nur noch zwei kleine Rebenparzellen.

Deckenrosette aus Messing für einen Kronleuchter aus einem Abbruchhaus in Guben (ca. 1890), Lausitzer Weinfreunde
-Deckenrosette aus Messing für einen Kronleuchter aus einem Abbruchhaus in Guben (ca. 1890)-

Für Streichwitz, Henzendorf, Bahro, Ossendorf, Kobbeln, Möbiskruge und Lawitz bilden gleichfalls nur Flurnamen wie „Weinberg“ und „Weinberge“ die einzigen Belege für einen früheren Weinbau. Da der sehr eingehende Neuzeller Stiftsatlas in diesen Dorfgemarkungen keinen Weinbau mehr nachweist, dürfte er hier schon vor der Mitte des 18. Jahrhunderts erloschen sein. In Neuzelle gab es damals drei dem Kloster Neuzelle gehörende Weinberge: „Die Scheibe" (2 Morgen 179 QR), den „Priorsberg“ (10 Morgen 216 QR) und einen dritten Weinberg an der Streichwitzer Grenze von 5 Morgen 28 QR. Nach der Aufhebung des Klosters 1817 wurden die Weinberge von der Stiftsverwaltung verpachtet. 1853 waren in der gesamten Standesherrschaft Neuzelle noch 17 Morgen 113 QR Weinberge vorhanden, davon in Bresinchen, Diehlo und Kummerow 6 Morgen 136 QR, die restlichen wohl in Neuzelle. Wenig später ist der Weinbau in Neuzelle endgültig eingegangen. Im benachbarten Kummerow scheint der Weinbau erst nach 1750 aufgenommen worden zu sein, da der Neuzeller Stiftsatlas noch keinen Weinberg verzeichnet, 1852 jedoch 3/4 Morgen bäuerliche Weinberge bestanden24. Umfangreicher Weinbau wurde ehedem auf dem Endmoränenzug der Diehloer Berge westlich von Fürstenberg betrieben, deren Osthänge im 18. Jahrhundert weithin von Weinbergen bedeckt waren. Hauptsächlich gehörten diese auf Fürstenberger Gemarkung gelegenen Weinberge den Bewohnern von Fürstenberg, doch besaßen auch die Dörfer Vogelsang, Schönfließ, Lawitz und Diehlo hier Rebanlagen. Seit alters her (schon im 15. Jahrhundert erwähnt) hatte auch das Kloster Neuzelle hier zwei Weinberge mit einer Größe von zusammen 5 Morgen 278 QR. Außer auf den Diehloer Bergen bestanden bei Fürstenberg noch Weinberge unmittelbar südlich und nördlich der Stadt an den Abhängen zur Oder. In der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es auf der Stadtgemarkung Fürstenberg insgesamt 106 Morgen 191 QR Weinberge und Gärten. 1790 wird der Fürstenberger Weingewinn auf 20 Viertel beziffert. 1853 zählte man auf den Diehloer Bergen noch 30 Morgen Weinberge, die aber nur geringe Mengen schlechten Weins lieferten. Nur wenig Wein wurde noch gepresst, der meiste in Trauben hauptsächlich nach Frankfurt verkauft. Auch in der nördlich anschließenden Gemarkung Schönfließ wurde Weinbau betrieben, wie die Flurnamen „Weinberg“ und „Der alte Weingarten“ ausweisen. Um 1670 beklagten sich die Schönfliesser, dass sie ihren jährlichen Zuwachs an Wein um eine geringe Kaufsumme an das Kloster verkaufen müssten, obwohl sie ihn anderswo teurer verkaufen könnten. Der 1673 abgeschlossene Rezeß legte daraufhin fest, dass den Schönfließern freistehe, den eigenen Wein zu verkaufen, an wen sie wollten. Schon der Neuzeller Stiftsatlas verzeichnet bei Schönfließ aber keine Weinbauflächen mehr, sodass der Weinbau hier schon vor der Mitte des 18. Jahrhunderts verschwunden ist. In Pohlitz dagegen bestand noch 1902 eine Weinbaufläche von 1 ha. Auch das weiter nördlich gelegene Rießen betrieb den Weinbau. Der Neuzeller Stiftsatlas verzeichnet hier auf der Flur „Weinberg-Stücke“ drei kleine Weinberge. Ein südwestlich von Wiesenau (Krebsjauche) gelegener Weinberg ist nur durch den Flurnamen belegt.